Vor dem Hintergrundgedanken, dass es sowieso schon zu viel Menschengemachtes auf der Erde gibt, hat mich seit Beginn meines Studiums
die Frage gequält: Wohin mit der Kunst?
Wo ist ihr Platz? Im Museum, in der Galerie, über dem Sofa, im Foyer eines Unternehmens, im Büro,
im Depot, im Keller, in der Garage, auf dem Dachboden, auf dem Sperrmüll? Alles sehr unbefriedigend. All diese Bilder von all diesen Künstlern,
- Horror.
Machen musste ich sie trotzdem, die vielen Bilder.
Dann begann ich auch noch mich für Skulptur zu interessieren: Gips, Wachs, Jute, Papier,- große Dinger.
Metall, Stein,- und wohin damit jetzt? Alles viel zu groß und viel zu viel. Löten, Schweißen, Schweißbrennen,- beim Schweißkurs in der
Metallwerkstatt der Kunstakademie Düsseldorf kam mir die Erkenntnis: Das ist alles viel zu groß,- kleine Skulptur, sehr kleine, klitzekleine, am Körper
getragen: Schmuck.
Ich suchte und fand Gabriele Klumpp, damals noch in Düsseldorf, die mich einwies und es war nicht viel anders als das, was ich bisher gemacht
hatte: Zeichnen, Planen, Sägen, Feilen, Schleifen, Löten, Schmelzen. So fing es an und nahm seine eigene Richtung. Immer schon mit dem Hang zum
Detail geschlagen, fand ich mich auch hier in meinem Element.
Die Kollektionen entsprechen Werkgruppen. Selten folgen meine Werkreihen rein ästhetischen Aspekten, sondern sind einem Thema zugeordnet. Allen Schmuckstücken gehen zahlreiche detaillierte Entwurfszeichnungen voran, von denen nur einige zur Ausführung kommen.
Kunst, Kunsthandwerk, Design, Malerei oder Illustration;- darüber sollen sich andere Gedanken machen. Ja, ich kenne die Unterschiede...
Es geht immer um das gleiche, nämlich inhaltliche, praktische und ästhetische Ansprüche mit variierneden Gewichtungen zu einem überzeugenden Ganzen zu verbinden.
Ich klammer mich nicht an den Titel „Künstler“ (oder „KünstlerIn“ oder „Künstler***“)
Ich bin vieles. Ich bin Malerin, Illustrator, Köchin, Bildhauer, Hausfrau, Gärtner, Mutter, Schmuckdesigner, Schmiedin, Bäcker, Buchhalterin, Zeichner,
Stickerin, Nervensäge, Studierende, Handwerker, Schneiderin, noch vieles mehr und ja, ich stricke.
Mein Tun soll frei sein,- auch die Freiheit haben, in andere Disziplinen zu schwappen, auch die Freiheit haben, handwerklich hochwertig und liebevoll ausgeführt zu sein.
Schön, aber nicht nur schön, manchmal witzig, manchmal weniger schön, manchmal überwiegend schön und manchmal dann eben doch nur schön.